Einwohneranfrage an die BVV Neukölln zur Verkehrssituation

Im Rahmen unserer Initiative wurde eine Einwohnernanfrage an die Bezirksverordnetenversammlung Neukölln gestellt. Die offizielle Antwort enthält eine Vielzahl an begrüßenswerten Vorhaben, um die Verkehrssicherheit für Anwohner:innen und Fußgänger:innen in der Harzer Straße und Umgebung zu verbessern. Insbesondere sind eine Reihe von Gehwegvorstreckungen und Doppelquerungen geplant. Wir freuen uns sehr über die Bemühungen des Bezirks und hoffen auf eine zeitnahe Umsetzung der Maßnahmen. Diese Schritte zeigen, dass unsere Anliegen ernst genommen werden und der Austausch mit dem Bezirk Neukölln Wirkung zeigt. Allerdings sehen wir noch nicht, dass diese Maßnahmen den massiven Durchgangsverkehr senken werden. Insbesondere wird darauf hingewiesen, dass aufgrund der Buslinie 171 eine Einschränkung des Durchgangsverkehrs nicht möglich ist. Wir sagen: Öffentlicher Nahverkehr und weniger Durchgangsverkehr schließen sich nicht aus – im Gegenteil! Weniger Autoverkehr in der Harzer Straße bedeutet mehr Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit für den Bus.

Im Folgenden eine Zusammenfassung der Antwort des Bezirkes mit den genauen Maßnahmen:

1. Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssituation auf der Achse Maybachufer–Harzer/Treptower Straße–Kiehlufer

Das Bezirksamt Neukölln erkennt die hohe Verkehrsbelastung im Bereich Harzer Straße – Lohmühlenbrücke – Kiehlufer – Treptower Straße an. In Zusammenarbeit mit der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt (SenMVKU) sowie der AG „Förderung des Fußverkehrs / Querungshilfen“ werden derzeit vier konkrete Abschnitte bearbeitet.

Knotenpunkt Lohmühlenstraße – Harzer Straße – Kiehlufer
Hier sind bereits konkrete Maßnahmen in Planung. Dazu gehören die Versetzung der Bushaltestelle, Gehwegvorstreckungen sowie der barrierefreie Ausbau der Querungsstellen. Der Antrag auf verkehrsrechtliche Anordnung wurde im Januar 2025 gestellt. Die Umsetzung hängt von der Mittelzusage der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt (SenMVKU) ab. Zusätzlich prüft das Bezirksamt, ob das Großsteinpflaster in der Harzer Straße durch eine neue Fahrbahndecke ersetzt werden kann. Ob dies zeitnah realisierbar ist, bleibt offen.

Knotenpunkt Harzer Straße / Elsenstraße
Für diesen Bereich ist ein Fußgängerüberweg geplant. Die Umsetzung war zunächst durch die Schleppkurvenproblematik erschwert, konnte aber inzwischen gelöst werden. Die verkehrsrechtliche Anordnung wurde mit Zustimmung der Polizei erteilt, und die Finanzierung durch die SenMVKU ist gesichert. Als nächstes folgen ein Vor-Ort-Termin mit der Baufirma sowie die Beauftragung der Stromnetz Berlin GmbH für die Beleuchtung. Langfristig sollen die Knotenpunkte Harzer Straße / Bouchéstraße und Harzer Straße / Elsenstraße barrierefrei umgebaut werden. Geplant sind bauliche Maßnahmen wie Doppelquerungen, Anpassungen der Gehwege und taktile Platten. Dafür sind jedoch umfangreiche Planungen nötig.

Treptower Brücke / Weigandstraße / Kiehlufer
Geplant sind eine Doppel-Mittelinsel auf der Brücke sowie Gehwegvorstreckungen an der Weigandstraße und am Kiehlufer. Aufgrund der Schleppkurven waren direkte Querungen bisher nicht möglich. Die Ausweitung von Tempo 30 in der Treptower Straße befindet sich derzeit in der Umsetzung; der Verkehrszeichenplan wird finalisiert.

Knotenpunkt Kiehlufer / Teupitzer Straße
Hier sind Gehwegvorstreckungen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit vorgesehen. Zusätzlich wurde das Verkehrszeichen „Achtung Kinder“ entlang der Teupitzer Straße eingeplant. Poller und Halteverbotsschilder zur Gehwegmarkierung sind ebenfalls Bestandteil der Maßnahme, die bereits verkehrsrechtlich angeordnet wurde.

Verkehrskonzept Kungerkiez (Bezirk Treptow-Köpenick)
Im November 2024 wurde das Verkehrskonzept für den Kungerkiez abgeschlossen, an dem auch Neukölln beteiligt war. Der Abschnitt Lohmühlenbrücke – Harzer Straße – Treptower Straße wurde analysiert. Aufgrund der Buslinie 171 sind Maßnahmen zur Einschränkung des Durchgangsverkehrs – wie modale Filter, Aufpflasterungen oder Einbahnstraßen – nicht möglich. Eine Verlegung oder Einschränkung der Buslinie wird abgelehnt, da sie die Daseinsvorsorge beeinträchtigen würde.

2. A100 – 16. Bauabschnitt und Elsenbrücke

Die Bezirke Neukölln, Treptow-Köpenick und Friedrichshain-Kreuzberg sprechen sich entschieden gegen eine Freigabe des 16. Bauabschnitts der A100 bis zum Treptower Park aus, solange die Elsenbrücke nicht wieder vollständig leistungsfähig ist. Der westliche Teilbau der Brücke wird voraussichtlich erst Ende 2025 fertiggestellt sein. Erst dann stehen wieder jeweils drei Fahrspuren stadtein- und stadtauswärts zur Verfügung, wie es der Planfeststellungsbeschluss vorsieht.

Das Bezirksamt befürchtet, dass bis dahin erhebliche Ausweichverkehre durch die angrenzenden Wohngebiete entstehen. Frühzeitige Maßnahmen der Bezirke zur Entlastung wurden von der Senatsverwaltung abgelehnt. Diese plant lediglich, die Situation zu beobachten und gegebenenfalls durch Anpassungen an den Ampelschaltungen zu reagieren. Bezirksstadtrat Jochen Biedermann hält dies für unzureichend, da Navigationssysteme bei Rückstaus an der Anschlussstelle Treptower Park alternative Routen durch den Harzer Kiez empfehlen könnten. Aus seiner Sicht darf die Eröffnung des 16. Bauabschnitts der A100 daher erst erfolgen, wenn die Elsenbrücke wieder vollständig leistungsfähig ist.

Quellen